Die Restaurant-Kette Vapiano aus Köln steckt in der Krise 101 Mio. Euro Verlust im Jahr 2018 (2017: -29,6 Mio. Euro). Als Gründe für den Verlust werden u. a. das rasante Expansionstempo seit dem Börsengang 2017 angeführt. Die Expansion findet vor allem im Ausland statt, 32 Restaurants wurden neu eröffnet.
Vorstandschef Cornelius Everke wird in einem Interview mit DerWesten wie folgt zitiert: „In der Vergangenheit haben wir uns bei der Auslandsexpansion etwas verhoben“, aber: „Die Marke Vapiano ist nach wie vor erfolgreich.“ Man werde sich konsolidieren und fokussieren, um wieder profitabel zu werden. Kurzum, Filialschließungen und das Expansionstempo wir verringert, sprich weniger neue Standorte eröffnet als letztes Jahr.
In 2018 eröffnete Vapiano weltweit 32 neue Restaurants bei gleichzeitigen Schließungen von sechs bestehenden Restaurants. Zur Zeit betreibt Vapiano 231 Restaurants in 33 Ländern. Neu ist das sogenannte „Take away- und Lieferservice-Stationen“ zum Ende des Geschäftsjahres 2018 in 129 Restaurants implementiert. Der Umsatz betrug 371,5 Mio. Euro (2017: 324,7 Mio. Euro) Das entspricht einer Umsatzsteigerung von 14% . Bemerkenswert ist das Umsätze in Deutschland um nur 3 % stiegen.
Vapiano und die Probleme beim Business Scaling
Die schnelle Skalierung von Geschäftsmodellen ist die Königsdisziplin der Unternehmertums. Häufig mit dem Begriff Business Scaling umschrieben. So lange ein Geschäftsmodell funktioniert, soll es möglichst viele neue Kunden erschließen. Im Falle von Vapiano über möglichst viele neue Filialen weltweit.
Doch was ist wenn das zu skalierende Geschäftsmodell zwischenzeitlich nicht mehr funktioniert, der Fokus aber weiter auf Expansion liegt? Dann kommt es ziemlich sicher zu einer falschen Ergebnisanalyse und es werden die falschen Maßnahmen getroffen.
Das tatsächliche Problem von Vapiano?
Vapiano war mal voll Trend. Die Fastfood Restaurants galten als modern, innovativ und beliebt. Also genau das, wofür heute etwa die Kette Hans im Glück steht. Vergleicht man beide Ketten miteinander, zeigt sich recht schnell wo die tatsächlichen Probleme von Vapiano liegen.
- Ein lästiges Kartenbezahlsystem deren Engpass meist die nicht besetze Zahlstation ist.
- Unterschiedliche Anstellpunkte bei Kauf von z. B. Pizza und Pasta und Salat.
- Generell sind die Wartezeiten zu hoch: Das Konzept sieht eigentlich vor, dass Kunden nach wenigen Minuten ihr Essen auf dem Teller haben – aber gerade zur Mittagszeit brauchen Kunden bei Vapiano gute Nerven und eine großzügige Mittagspause.
- Upselling heißt für den Vapianokunden erneutes Anstellen.
- Tripadvisor Bewertungen zur Mittagszeit: es war laut, stickig, ständig schoben sich Leute mit vollen Tabletts und genervte Mitarbeiter an mir vorbei.
- Der Kunde hat nach längerem Warten sein Essen, dass heißt aber noch lange nicht das er auch einen Sitzplatz hat. Besonders wenn man mit mehreren Personen unterwegs ist.
- Nicht mehr im Trend, das Konzept erscheint altbacken.
- Eine Schüssel Gummibären in der schon 1.000 andere die Finger hatten.
Welche Maßnahmen trifft Vapiano?
Die Expansion soll weitergehen, aber mit gedrosseltem Tempo! Der Konzern setzt künftig auf „nachhaltiges Wachstum“ etwa Franchise-Partner. Doch inwieweit wird das eigene Geschäftsmodell in Frage gestellt? Kurzum gar nicht, die Karte wird etwas ausgedünnt und wenige Optionen für den Kunden angeboten.
Was ist das Ziel?
Die Restaurantkette Vapiano rechnet 2021 wieder mit einem Gewinn – die Finanzierung des Unternehmens sei bis 2022 gesichert. Erst einmal werden einige Filialen geschlossen. Vapiano ist also der Meinung die schnelle Expansion sei das Problem, wenn man diese drosselt wird alles gut…
Das eigene Geschäftsmodell agil und zukunftssicher gestalten? Fehlanzeige. Nutzen von digitale Möglichkeiten zu wachsen oder sich zu verändern?
Vapianos Antwort, wir verbrennen zwei Jahre weiter Geld. UNFASSBAR!